Vor der Reise

Kälte, Regen, Reifenpannen: warum setzen sich Menschen eigentlich diesen Strapazen aus? Der Entschluss, eine längere Radreise zu unternehmen, mag von Person zu Person unterschiedliche Beweggründe haben. Bei uns war es eine Kombination aus Fernweh und der Neugierde, zu erfahren, wie es sich anfühlt, von Heimat zu Heimat zu reisen und dabei unterschiedlichste Kulturkreise sowie Klima- und Vegetationszonen zu durchqueren. Hinzu kamen einige private Gründe, allen voran die Erkenntnis, dass wir nach einem Jahr Wochenendbeziehung wieder mehr Zeit zusammen verbringen wollten.

Im folgenden wollen wir eine grobe Übersicht darüber geben, wie wir uns aus organisatorischer Sicht diesem Thema genähert haben und was es am Anfang der Planung zu beachten gibt.

Was gibt es zu beachten?

Selbstredend erfordert eine längere Radreise ein gewisses Maß an Organisation. Spätestens ein halbes Jahr vorher sollte man sich Gedanken über die zur Verfügung stehende Zeit und den Routenverlauf zu machen.

Wir haben die Planung in mehrere "Arbeitspakete" unterteilt und einen Zeitplan entworfen, der die Erledigung dieser "Arbeitspakete" erfasst. Unter dem etwas trocken anmutenden Begriff "Arbeitspaket" verbergen sich folgende Fragen:

  • Routen- bzw. Zeitplanung: mute ich mir nicht zuviel zu? Wieviel km sind durchschnittlich für die Tagesetappen veranschlagt (auch unterschiedliches Relief berücksichtigend)? Sind ausreichend Ruhetage zur Regeneration, für mögliche Reparaturen und Sightseeing eingeplant?
  • Genügt mein Fahrrad den Anforderungen für solch eine Reise?
  • Bin ich in der Lage, (kleinere) Reparaturen durchzuführen, wenn sich mal kein Fahrradladen in unmittelbarer Nähe befindet?
  • Ist meine Ausrüstung komplett?
    • Benötige ich noch wind- und wetterfeste Fahrradbekleidung?
    • Wie sieht es mit technischen Dingen aus? Ein GPS Gerät hat sich für solche Anlässe mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil für Routen- und Reiseplanung entwickelt. Ein leichter Laptop/Tablet-PC zum Bloggen und eine kompakte Kamera zum Festhalten der Reiseimpressionen sind ebenfalls Standard. Weiteres Zubehör: Action Camcorder, GPS - Ladegeräte, SD Karten für Fotokamera und GPS-Gerät.
  • Benötige ich Visa für die Einreise in bestimmte Länder? Wenn ja, wie sind diese zu beschaffen?
  • Sind für einige Länder bestimmte Impfungen erforderlich? Ist es ratsam, neben der "Standard-Reiseapotheke" bestimmte Medikamente mitzuführen?
  • Wie sieht es mit Übernachtungen aus? Gibt es im Reisegebiet ausreichend Unterkünfte oder möchte man lieber mit Zelt und Schlafsack reisen? Als Alternative haben sich in den letzten Jahren internetbasierte Netzwerke ("Couchsurfing") etabliert, die kostenlose, private Unterkünfte vermitteln.
  • Wer regelt mein Leben während meiner Abwesenheit? Lohnt es sich wirklich die Wohnung aufzulösen oder ist eine Untervermietung ratsamer? Soll ich das Auto abmelden? Wer nimmt meine Post entgegen? Was mache ich mit meinen laufenden Versicherungen und Geldanlagen?
  • Job und Karriere: lohnt es sich wirklich, den Job zu kündigen, wenn man bspw. nur 6 Monate verreist? Bietet der Arbeitgeber Arbeitszeitmodelle für Sonderurlaub ("Sabbatical") oder zumindest unbezahlten Urlaub an?
  • Weil wir bei dem Thema Versicherungen sind: eine Auslandsreisekrankenver- sicherung ist bei längeren Reisen Pflicht.
  • Das Thema "Öffentlichkeit". Soll das ganze privat bleiben oder per Blog oder Website mitverfolgt werden können? Wie wäre es mit Einbindung der örtlichen Presse oder Lokalradiosendern? Möchte man für die Tour Sponsoren gewinnen?

Das erstmal zum Entwerfen einer Checkliste. Es würde den Rahmen sprengen, alle diese Frage an dieser Stelle ausführlich zu beantworten - hier empfehle ich als Einstieg den "Fahrrad-Weltführer" aus dem Reise-KnowHow Verlag. Weitere Info findet ihr hier

Auf die für uns wichtigsten, vielleicht auch kompliziertesten Themen - das Fahrrad und die Visabeschaffung - wollen wir an dieser Stelle aber kurz eingehen.